Hallo
Ich bin seit einigen Tagen total am rotieren, aber vielleicht sollte ich von vorn Anfangen.
ich bin 24 und ungeplant schwanger.. inzwischen in der 34ten Schwangerschaftswoche, d.h. in ca 6 Wochen halte ich mein Baby in den Armen. Ich freue mich auch sehr darauf, ungeplant heißt ja nicht ungewollt.
Mit meinem Freund bin ich schon eine ganze Weile zusammen. Es war lange eine Fernbeziehung, wir lernten uns aber nicht im Internet oder so kennen sondern ganz "normal". Seine Familie ist Syrisch, er legt da eher wenig Wert drauf scheinbar, ist aber ganz allein seine Entscheidung, ich bin selbst nicht religiös, akzeptiere aber, wenn jemand anders Glauben möchte. Wobei ich aber denke, dass der Glaube an sich hier weniger das Problem ist, es geht vielmehr um "kultur", oder was auch immer die darunter verstehen.
Ich entschuldige mich jetzt schonmal, sollte ich hier manchmal sarkastisch oder böse klingen, ich bin auf keinen Fall rassistisch oder lasse mich von irgendwelchen Vorurteilen leiten.
Also, ich hatte nie ein großes Verhältnis zu seiner Familie, was an Vorurteilen auf deren Seite liegen dürfte. Als ich das erste Mal zu Besuch war musste ich mich vor deren Verwandtschaft verstecken, weil ich Deutsche bin. Das hat mich sehr verletzt, man stelle sich mal vor, meine Familie würde meinen Freund verstecken, dann wären wir gleich Ausländerfeindlich. Inzwischen weiß ich das das bei "gemischten" Beziehungen in diesem Kulturkreis üblich zu sein scheint. Das ändert und rechtfertigt ein solches Verhalten allerdings in keinster Weise. Ich habe mir allerdings damals dann gesagt : gut, zeigste guten Willen, siehste drüber weg oder versuchst es viellleicht. Ich bin immer nett und freundlich geblieben, habe mich aber nicht weiter angenähert (wie auch, da hätte ich ja eh keine Chance gehabt).
Dann wurde ich im Mai ungeplant schwanger und stand natürlich vor einigen Fragen: will ich das Kind, ist mein Freund (und ich betone, nur mein Freund, nichts seine Familie) der richtige um mit ihm Kinder zu haben, was gibt es für Alternativen, schaffe ich es auch allein?
Mein Freund war natürlich geschockt über die frohe Botschaft, doch ich habe ihm IMMER die Wahl gelassen, ihm gesagt das ich es auch ohne ihn schaffe und ich ihn nicht zwingen kann und möchte mit mir und unserem Kind zusammenzuleben. Er hat sich für mich entschieden. Er ist zu mir gezogen und wir bereiten uns gemeinsam auf die Geburt und die Zeit danach vor.. und mit ihm könnte es nicht schöner sein, wir sind sehr verliebt und freuen uns das wir uns so entschieden haben.
Logisch das das seiner Familie nicht passt. (Vielmehr seiner Mutter.. sein Vater scheint das locker zu sehen, mit ihm kam ich auch immer gut klar.) Okay nicht logisch für mich, aber für ihn...und deshalb hab ich ihm den Zeitpunkt überlassen wann er es seiner Familie sagt. Das war ca. im 5ten Monat nachdem unser Umzug über die Bühne war. (als wenn er sicher sein wollte das sie ihn nicht hindern, ich weiß nicht genau wovor er Angst hatte, er bestreitet das)
Die Reaktion war das laut SCHANDE gerufen wurde, von Abtreibung die Rede war, es sei Verantwortungslos ein Kind in die Welt zu setzen ohne verheiratet zu sein. Heiraten scheint ohnehin eine Zentrale Bedingung für respektvollen Umgang miteinander zu sein, sie hat mir sogar allen ernstes gesagt es wäre ja kaum ein Problem ich sei ja evangelisch und das würde grade noch so gehen. Natürlich wird unter Heirat die obligatiorsiche 10.ooo teure große Hochzeit gemeint. Nur Standesamtlich heiraten.. das wäre ja auch Schande..
Nun muss ich sagen ich werde unter garkeinem Umstand kirchlich heiraten. Wie heuchlerisch wäre das bitte? ich war seit jahren nicht in der Kirche.. jedem das seine, wem die Kirche und sein glaube hilft dem soll sie helfen, für mich ist das nichts. Natürlich hab ich das ihr so nicht gesagt, aber ich habe schon klargestellt, dass wir wenn wir heiraten SOLLTEN bestimmt nicht pompös und so werden werden. Man erinnere sich: ich erwarte mein erstes Kind, wir sind beide jung, wir können unser Geld echt für andere Dinge sinnvoller ausgeben.
Seine Mutter rief regelmäßig an und beschimpfte mich.. auf sehr subtile Art und Weise, auf belangloses "und wie geht es" folgten gebetsartig immer und immer die gleichen "Vorwürfe". und bis vorgestern bin ich trotzdem immer nett und freundlich geblieben.. immer in der Hoffnung das der Knoten irgendwann platzt und ihr vielleicht klar wird das ich ihr Enkelkind austrage.. zwischendurch kam sogar ein "kehrpaket" mit Babysachen, aber das hatte irgendwie was von Schweigen erkaufen weil sie legt nach wie vor sehr viel Wert darauf das niemand aus dem Familien.. nennen wir es Clan.. mit dem wir eh nix zu tun haben .. erfährt das ihr Sohn ein Kind bekommt.. und das auch noch von einer Deutschen... (oh Schande, blahblah.. und so )
Mein Freund lebt jetzt seit einem halben Jahr hier. Letzten Monat hatte er Geburtstag... es kam wenigstens ein Anruf.. bald ist Weihnachten und sie verlangen das er (allein) kommt, was er nicht tun wird aus rein finanziellen Gründen (ein Zugticket liegt pro fahrt bei ca 100 (600 km) und in 6 wochen kommt das Baby.. wir brauchen das Geld echt an anderen Stellen).
Reagiert wird darauf mit Tränen und achso enttäuscht sein. Komisch, meine Eltern wohnen auch 200 km weit weg und wenn ich nicht zu denen kommen kann, dann kommen die wenigstens einmal im Jahr zu mir. Wenn sie ihren Sohn sehen will ist sie jederzeit willkommen, das weiß sie und das hab ich ihr gesagt.
Mehrfach. wer wäre ich das ich die Großeltern meiner Tochter aus unserem Leben verbanne?
So, vor zwei Tagen rief sie also mal wieder am um ihre ewige Litanei loszuwerden , sich dazu zu beschweren das mein Freund nicht zu Weihnachten zu seiner Familie kommt und ich sagte ihr freundlich das doch sowieso kurz darauf das Baby da wäre und das wäre doch eine tolle Möglichkeit sich zu sehen. Ich habe sie quasi eingeladen. Niemand vom "Clan" muss erfahren das sie hier ist, wir sind räumlich echt weit weg von diesem ganzen Dunstkreis. Da antwortete sie allen ernstes sie käme nur dann wenn wir heiraten würden und das Kind keine Schande mehr sei. "Bei uuuns is das so" sagte sie darauf noch...
Niemand nennt mein Kind noch einmal Schande.
In meinen Augen ist es Schande, wenn man Kinder lieber tötet anstatt die Verantwortung zu übernehmen und sie zu bekommen.
Für mich ist es Schande nicht zu seinen Kindern und Enkelkindern zu stehen und sie zu verleugnen.
In MEINER Kultur ist es Schande nur wegen einem Kind zu heiraten.
Oder nur weil die Familie es will.
In meiner Kultur ist es Schande auch nur an Abtreibung zu denken, wenn man bereits Fehlgeburten hatte (das hatte sie, ich früher auch aber das ist ne andere Geschichte... diese Frau hatte 3 Fehlgeburten und verlangte von mir im 5ten Monat abzutreiben...ich könnte ausspucken sosehr ekelt mich der Gedanke schonan.. )
Schande ist wenn man wenn der Sohn einen am meisten brauchen würde nur auf ihn schimpft.
Ich habe NIE irgendwas verlangt von dieser Familie, kein Geld, keine Unterstützung im Materiellen Sinne.
Aber Respekt .. vor meinem ungeborenen Kind.. darf ich doch wohl verlangen?
All das hab ich ihr gesagt.
Und jetzt.. habe ich Angst das ich damit meinem Freund seine Familie genommen habe. Er hat das gespräch gehört, er hat auch gehört was seine Mutter gesagt hat, und er steht voll hinter mir und ist scheinbar froh das ich ihr endlich mal was gesagt habe. Er scheint irgendwie gelöst seitdem aber ich habe Angst das er das spielt..
Gestern rief sein Bruder an. Auch kein netter Mensch, er bescheißt uns seit Monaten um Geld (er hat sich welches geliehen behauptet nun das wär nie so gewesen.. es geht um ca 1000 .. ... ist aber eigentlich nicht von belang).
Er wollte meinen Freund sprechen, ich sagte meinem Freund sein Bruder sei dran er wollte nicht mit ihm sprechen. Ich gab es weiter worauf ich mir anhören musste ich sollte mal erwachsen werden und die fresse halten.. was anderes als Kraftausdrücke scheint man in diesem Kulturkreis nicht zu kennen... mein freund hat aber da auch nur zu gesagt "ist halt mein Bruder".. Es scheint ihm nicht weiter zu treffen.. oder er zeigt es mir nicht.
Ich habe auch noch eine andere Angst.. wie soll ich meiner Tochter eines Tages erklären warum Papa keine Eltern zu haben scheint.. was ist wenn ihr auffällt das andere Kinder zwei Großelternpaare haben? Fällt Kindern soetwas auf? mir ist aufgefallen das ich nur einen Opa habe (der andere ist sehr früh gestorben). Ich will mein Kind nicht anlügen..
Ich weiß solche Gedanken sind total verfrüht sie ist ja nichtmal geboren.
Kann mir jemand helfen alles zu verstehen? Wie kann diese Frau nur einen so verdrehten Familiensinn haben? was ist das für ein Verständnis von Familie, wenn man jemanden ausgrenzt nur weil er nicht ins Bild passt das man gerne hätte... ich kann das einfach nicht verstehen..