Hallo,
ich hänge gerade sehr in den Seilen da mich meine Ehe bzw. der Zustand meiner Beziehung sehr beschäftigt. Vielleicht hat ja jemand Ideen oder Tips wie man damit umgehen kann, bzw. wie ich zu einer Entscheidung kommen kann...
Etwas zur Vorgeschichte... Wir sind seit über 7 Jahren verheiratet, haben ein Kind (5 Jahre), beide arbeiten Vollzeit, und die Betreuung des Kindes versuchen wir aufzuteilen (Bringen/Abholen Kindergarten etc.), wobei es eher an mir hängt zur Zeit.
Mein Problem ist, dass ich schon seit langem (viele Jahre) keine richtige Wertschätzung erfahre, in unserer Beziehung gibt es sehr wenig Zärtlichkeit, auch sehr eingeschränktes Bettleben, also sehr selten. Wenn ich versuche zärtlich zu sein, einfach nur im Alltag, werde ich abgeblockt. Genauso wenn ich im Bett Initiative wage. Ich selbst bekomme Zärtlichkeiten so gut wie nie, oder zumindest selten, und Initiative im Bett kommt ebenfalls fast nur von mir.
Gespräche über mehr als Alltag sind schwierig und schnell konfliktbehaftet, mir fehlt das tiefere Gespräch, wodurch man sich einander näher fühlt. Auch das Gespräch über eigene Gefühle, Gedanken, oder auch über allgemeine, nicht alltagsrelevante Dinge. Genauso fehlen mir die alltäglichen Zeichen der Liebe, der Zuneigung (Berührungen, Lächeln, Komplimente oder z.B. positive Kommentare) oder wenigstens des Respekts. Wenn ich merke, da ist die Stimmung schlecht oder irgendetwas z.B. ist belastend, ist mein Impuls, das mit Gesten und Nähe (Umarmungen, Zureden, Zärtlichkeit...) aufzufangen und zu helfen, aber das wird immer weggeblockt, mit der Aufforderung, ich solle einfach Distanz behalten und ignorieren bis es besser wird, oder wahlweise etwas anderes versuchen, was das sein soll ist aber nicht klar, und wird auch auf meine Frage nicht geklärt. Ich versuche, mit Dingen die anders laufen als ich vielleicht erhofft habe, einigermaßen konstruktiv umzugehen, auf der anderen Seite werden aber sehr viele Dinge sehr ausgiebig oder hart kritisiert, die aber eventuell überhaupt nicht so relevant sind. Es fällt mir mittlerweile schwer mit so einer negativen Grundeinstellung umzugehen. Vorschläge die ich mache, sind überwiegend "schlecht" und werden kritisiert, wobei manches davon dann gemacht wird, wenn andere Leute (Kollegen, Freunde, Familie) das gleiche vorschlagen, oder irgendwann "umetikettiert" wird und als "eigener" Vorschlag an mich zurück kommt... Dazu kommt dass die "Regeln" immer für jeden von uns anders sind. Später von der Arbeit kommen oder nicht rechtzeitig über eine kurze Verspätung informieren ist also ok, nur eben nicht für MICH. Es scheint für die Bewertung immer wichtiger zu sein WER etwas tut als WAS getan wird.
Das Zusammenleben fühlt sich in weiten Bereichen nicht wie eine Kooperation an, sondern wie ein Durchboxen von Selbstverständlichkeiten. Wie ein Ringen, ein Kampf.
Lange Zeit wurde ich mit Androhungen/Ankündigungen belastet, wir seien nicht kompatibel, seien zu unterschiedlich, wir sollten es einfach beenden, auch mit der vagen Andeutung, das Kind würde evtl. mit wegziehen, was mich natürlich verletzt. Ob all diese Drohungen ernst gemeint waren oder nur der Verletzung und Beeinflussung dienten, weiss ich nicht, sie wurden jedenfalls (offensichtlich) nicht durchgezogen.
Meine Vorschläge, wir sollten uns einfach zusammensetzen und versuchen, einen vernünftigen Kompromiss auszuhandeln mit dem alle beide leben können, wurde ignoriert bzw. das ernste Gespräch verweigert. Selbst wenn ein Gespräch begonnen wurde, resultierte es schnell, besonders wenn die für mich wichtigen Punkte aufkamen, in Streit. Mein Vorschlag, eine Paartherapie zu besuchen oder einen neutralen Dritten als Vermittler zu suchen, wurde mit dem Argument abgelehnt, dass ja nur Kranke oder Verrückte zu Psychotherapeuten gehen, und eine Beziehung ja nur zwei betrifft. Statt all dessen lief der Alltag einfach ohne große Veränderung weiter...
Es gab vor einiger Zeit eine Vertrauenskrise, ausgelöst durch eine weitere Person, zu der anscheinend zumindest eine sehr starke (sexuelle? emotionale?) Anziehungskraft eine Rolle spielte, und über die ich durch zufälliges Mithören eines Gesprächs erfuhr. Nachdem ich darauf angesprochen hatte, wurde das zuerst als falsch verstanden abgestritten und danach als kurzzeitige Gefühlsverirrung etikettiert. Allerdings gibt es Anzeichen, dass diese "Gefühlsverirrung" weiter anhält. Allerdings denke ich mittlerweile dass es noch zu keiner Affäre oder etwas "Handfestem" geführt hat, bisher. Im Nachgang zu dieser Diskussion bemerkte ich regelmäßig die eine oder andere Ungereimtheit in Erzählungen und der Realität, auch betreffend dieser Person, was mich natürlich sehr belastet hat. Allerdings wurden meine Nachfragen stets abgebügelt und ich als einfach zu eifersüchtig bezeichnet. Die kleinen "Veränderungen" und "Weglassungen" in den Gesprächen verschwanden jedoch trotz der angeblichen Harmlosigkeit der Situation nicht. Es gibt für uns anscheinend keine Möglichkeit, darüber vernünftig und offen zu reden und diese vielleicht auch wirklich harmlose Situation für beide abschliessend und befriedigend zu klären.
Wir waren anscheinend bereits mindestens einmal kurz vor dem Ende unserer Beziehung, ein gemeinsamer Urlaub wurde nur nach langer Diskussion und meinem inständigen Überreden und Betteln gebucht und gemacht. In und nach diesem Urlaub war die Beziehung eine Zeit etwas besser. Allerdings war die Verbesserung nicht von Dauer.
Dazu kam nun seit einigen Monaten der Wunsch nach einem weiteren Kind (allerdings nicht von mir, da ich die Situation und Beziehung als nicht ausreichend gut dafür einschätze). Mir reicht aber nicht als Grund für ein weiteres Kind dass damit unser erstes Kind nicht alleine sei.
Seit einigen Wochen schlafen wir getrennt, und ich fühle mich leer. Meine "partnerschaftlichen" Emotionen scheinen weg, ich empfinde nicht mehr viel, auch beim Ansehen, Reden, etc. Ich habe auch kein Bedürfnis mehr auf Zärtlichkeit, Kommunikation oder Intimität in meiner Beziehung. Es ist als ob ich nur noch den Alltag erledige, als ob ich in einer WG wohnen würde, in der zufällig auch das eigene Kind lebt. Meine (und auch unsere) Beziehung mit dem Kind ist gut, dort verhalten wir uns emotional positiv und zärtlich, eben wie man es von Eltern kennt oder erwartet.
Interessanterweise habe ich die letzten Wochen allerdings keine "negative Rückmeldung" zu meinem Verhalten und meiner eigenen Zurückhaltung und Ignoranz bekommen, was mich fragen lässt, ob vielleicht genau diese WG-Atmosphäre näher an den anderen Bedürfnissen dran ist als meine Versuche der Zärtlichkeit und Kommunikation vorher.
Dazu kommt aber jetzt das akute Gefühl, dass das nicht alles im Leben gewesen sein kann. Dass es doch auch noch Glück geben muss. Nun kann ich nicht sagen dass wir keinerlei glückliche Momente während der ganzen Zeit gehabt haben (besonders im Hinblick auf das Kind gab es viele davon), aber ich fühle mich aufgefressen von den Konflikten, der Ignoranz, dem Warten und Hoffen auf glückliche Momente, und der Ausweglosigkeit der Situation, durch die sehr großen Differenzen in unserer Art mit dem Leben umzugehen. Ich habe das Gefühl, ich habe viele Hoffnungen, Wünsche und Ideale, die ich mal von einer Beziehung oder Ehe hatte, aufgegeben, habe mich verbogen bis zu einem Punkt wo ich mich (fast?) nicht mehr selbst erkenne. Von anderen habe ich gehört, dass ich mich sehr verändert habe, von einem sehr lebenslustigen Menschen hin zu einer mehr zurückhaltenden Person, weniger lachend, weniger lustig, mehr mit Bedenken und Sorgen beschäftigt. Zu einer Person, der vor einiger Zeit einige Freunde zur Vorsicht geraten haben, da es scheint als ob ein Ausbrennen nah ist...
Ich denke sehr oft momentan an Trennung, denke, vielleicht wäre es richtig, ein Neuanfang, mit neuen Perspektiven, neuer Hoffnung. Auf der anderen Seite habe ich Zweifel. Zweifel, ob ich etwas falsch verstanden habe, ob ich die Situation falsch einschätze. Ob meine Gefühle stimmen. Ob nicht doch noch etwas da ist, abseits von "Nostalgie" und dem Hängen an Erinnerungen, Alltag, und materiellen Dingen die wir uns aufgebaut haben. Ob ich vielleicht selbst das Problem bin, weil ich nicht glücklich sein kann mit dem was ich habe. Und Angst, Angst auch um das Kind, um die Folgen, psychologisch besonders. Ich denke darüber nach, wie hoch der Preis sein darf für Glück. Der Preis den nicht nur die zahlen die mitverantwortlich sind, sondern eben auch die Kinder. Angst vor einem Rosenkrieg, davor das alles noch schlechter wird als vorher.
Ich bin jetzt leer und erstmal fertig mit meiner Geschichte. Ich freue mich über Kommentare, Anregungen oder Ideen. Vielleicht will ja jemand seinen Senf dazugeben. Ob es hilft oder nicht, egal. Einfach ein wenig Austausch wäre schon gut.