Nach einigen Stunden des Lesens in diesem Forum möchte ich an dieser Stelle schon einmal sagen: Danke für die vielen Beiträge zum Thema "Kind(er) des Partners"! Ihr habt mir jedenfalls schon ganz deutlich gezeigt, dass ich mit meinen Problemen, Gedanken und Wünschen definitiv nicht alleine dastehe!
Nun möchte ich auch gerne meine "Geschichte" beitragen - vielleicht kann mir der eine oder andere von Euch Tipps geben, wie die Situation verbessert werden kann.
Mein Partner und ich sind nun seit ca. 1,5 Jahren zusammen. Er hat eine Tochter (fast 7) aus einer früheren Beziehung, die jedes zweite Wochenende (Freitag Abend bis Sonntag abend) bei uns ist.
Anfangs war es für mich auch gar nicht so schwierig, wenn die Kleine da war, doch mit der Zeit entwickelte sich immer mehr eine Abneigung gegen diese Wochenenden. Für die Entwicklung der Abneigung gibt es verschiedenste Faktoren (so sehe ich es zumindest):
Zum einen ist das Kind meiner Meinung nach extrem verwöhnt. Egal was Prinzessin möchte (und das ist nicht nur an "unseren" Wochenenden so, sondern wohl auch bei ihrer Mutter) wird ihr erfüllt. Ich habe oft den Eindruck, dam Kind wird vorgemacht, dass wir auf dem "Schokoplaneten" leben, auf dem immer heile heile Welt herrscht und vor allem dessen Sonne sich ausschließlich um das Kind dreht. Es handelt sich dabei nicht um z.B. "ich will jetzt dieses Spielzeug haben, kauf es mir" sondern um Alltägliches. Sie muss gar kein "ich will" äußern, sondern es wird ihr schon jeder Wunsch vorher von den Augen abgelesen - und falls es nichts zum ablesen gibt, wird ihr gleich mal vorgeschlagen, was denn jetzt alles Tolles für Sie bereit stünde. Selbst das Denken wird ihr also abgenommen.
Weiterhin ist die Kleine - bedingt durch die "Verwöhnung" - extrem unselbständig. Beispiele gibt es hier in Hülle und Fülle, das fängt an, dass Sie mit fast 7 Jahren nicht annährend das Prinzip von Messer-und-Gabel kennt (es wird ja immer alles schön in Häppchen geschnitten) und geht bis dahin, dass sie ein Telefon nicht bedienen kann. Bis vor kurzem war es selbstverständlich, dass Madame sich z.B. gerade die Sendung mit der Maus anguckt, quer durchs Haus ruft "Papa, ich hab Durst" uns Papa ist losgelaufen, hat sie gefragt, was sie möchte und ihr den Diener gespielt. Das hat mein Partner mittlerweile auch eingesehen und sagt ihr dann schon, dass sie sich doch selbst etwas holen soll. Aber auch dann wird ihr jeder Handgriff, bevor sie überlegen muss, mehr oder weniger abgenommen: "jetzt komm mal in die Küche, jetzt mach den Schrank auf, jetzt nimm dir das Glas, jetzt guck hier im Kühlschrank (während dieser aufgehalten wird), was du magst und nimm es dir, jetzt schenk es ein, jetzt stell die Flasche wieder in den Kühlschrank"). Aber immerhin, ich freue mich schon sehr darüber, dass er zumindest in kleinen Dingen etwas ändert.
Zum Teil sind diese Dinge einfach durch ihre Erziehung bedingt, das Kind kann nichts dafür und auch mein Partner wird daran an diesen Wochenenden nicht die Welt ändern können. Das ist mir klar, auch wenn es das nicht einfacher machen wird.
Zum anderen Teil sind diese Dinge aber auch ganz bewusst von ihr ausgenutzte "Taten". Sie stellt sich gerne einfach mal blöd an (mit dem "ich bin doch noch viel zu klein dafür, das kann ich doch noch nicht" Blick), weil sie einfach gerade keine Lust darauf hat (wenn sie z.B. mit ihrer Freundin telefonieren will, hat sie auf einmal gar keine Angst mehr vor dem Telefon; wenn sie mit ihrer Freundin ist, kann sie sich ein Eis alleine kaufen, wenn Papa dabei ist, ist sie auf einmal vieeeel zu klein und zu schüchtern).
Der Kleinen mache ich damit gar keinen Vorwurf - sie kennt es nicht anders. Dieses Wissen macht es zwar für mich nicht wirklich einfacher, zu ihr in irgend einer Form positivere Gefühle herzustellen, aber ich bin mir dessen auf jeden Fall bewusst.
Ein weiterer Faktor für die Abneigung der Wochenenden ist auch sehr oft das Verhalten meines Partners. Ich habe den Eindruck, dass er - sobald er die Kleine abgeholt hat - einen Schalter umlegt und nicht mehr er selbst ist. Mir ist es völlig klar und es ist auch in Ordnung, dass er die kurze Zeit, die er mit seinem Kind hat, auch etwas mit ihr unternehmen und für sie da sein möchte, aber wieso zum Teufel kann er das nicht als "er selbst" machen?
Nimmt man z.B. die Situation, dass sie ein Bild malt. Papa sitzt daneben und sieht jedem Pinselstrich zu. Nach jedem Strich will sie seine Besätigung "gell, das ist eine schöne Farbe" oder "gell, das ist ein schöner Strich". Warum kann man nicht - wie man es auch in jeder anderen Situation machen würde - auch mal sagen "na ist ja bisher nur ein Strich" oder "ich find die Farbe nicht so toll". Nein, man muss zu ALLEM sagen "super toll machst Du das, ja, ich finde das auch ganz ganz toll".
Vielleicht ist diese Situation jetzt nicht das optimale Beispiel, aber es ist eben eines davon.
Nimmt man z.B. die Morgen-Situation, läuft es so ab, dass die Kleine, wenn sie aufwacht, zu uns ins Schlafzimmer läuft (auch hier schon ein wirklich toller Schritt, der mich riesig freut, von meinem Partner, dass sie eben nicht mehr bei uns im Bett schläft) und er sofort mit ihr aufsteht. Für mich gibt's dann nicht mal einen Kuss (nicht, weil er das nicht will, sondern weil er daran einfach gar nicht denkt, wenn die Kleine da ist. Da wird nur zu 100% an sie gedacht). Einen schönen guten Morgen.
Im Gegenzug weiß ich so langsam überhaupt nicht mehr, wie ich mich verhalten soll.
Betrachtet man es neutral ist dieses Kind eben ein Kind, zu dem ich keinen Bezug habe (im Gegensatz zu meinem Partner habe ich keine emotionale Bindung, die sich über Jahre aufgebaut hat) und zu dem es mir auch immer schwerer fällt, einen Bezug herzustellen, weil es bedingt durch seine Erziehung einfach mal ein Mensch ist, mit dem ich persönlich nicht viel anfangen kann. Ein Mensch, zu dem ich, wenn ich die Wahl hätte, wahrscheinlich keine Freundschaft aufbauen könnte und auch gar nicht wollte.
Mir ist aber völlig klar und ich finde es auch völlig in Ordnung, dass er nunmal der Vater ist und dies auch für immer bleiben wird. Und dass er für sein Kind da ist und da sein will, rechne ich ihm ja auch hoch an und würde ihn nie vor die Wahl "Kind oder ich" stellen.
Andererseits hat er durch seine klare Ansage, dass er nunmal immer Vater sein wird, mir auch zu verstehen gegeben, dass er sich im Zweifelsfall (wenn wir keine für alle erträgliche Wochenendlösung finden können), sich für sein Kind entscheiden wird. Für mich fühlt sich das eben sehr nach "komm endlich mit ihr klar oder wir trennen uns" an. Ich weiß, dass er so ziemlich alles versuchen wird, um eine Lösung zu finden, aber dennoch ist damit in mir ein weiterer Druck-Faktor entstanden, den mir wohl auch keiner nehmen kann.
Jedenfalls stellt es sich für mich so dar, dass ich schon Tage vor den Wochenenden Bauchschmerzen bekomme und an kaum etwas anderes als das kommende Horror-Wochenende denken kann. Ich nehme mir vor, schön nett bei allem mitzumachen und einfach das "Heile-Welt" Schauspiel mit zu spielen. Aber ich kann es einfach nicht! Ich kann mich so verbiegen! Es widerstrebt mir absolut - zum einen, weil ich so einfach nicht bin und zum anderen auch, weil ich das Bedürfnis habe, dem Kind ein echtes Leben vorzuleben und nicht das "Schokoplaneten"-Dasein.
So wieder einmal ein Beispiel:
Wir sind im Garten, die Kleine hat Durst und mein Partner sagt ihr, sie soll sich ein Glas aus der Küche holen (worüber ich mich erst riesig gefreut habe, da er eben nicht mitgelaufen ist und ihr das Glas in die Hand gedrückt hat). Sie kommt zurück und sagt "ich finde kein Glas". Ich erlaube mir etwas zu sagen wie "mach die Augen doch mal auf". Ein satz, den ich definitiv genauso zu meinem Patenkind, das ca. 1 Jahr älter ist, gesagt hätte und er wäre dann halt einfach nochmal in die Küche und hätte gesucht. Ich meine schon, dass ein Kind mit 7 Jahren auch mal einen zweiten Schrank aufmachen kann, wenn das Glas nicht in Schrank 1 ist.
Am Sonntag abend, als die Kleine dann weg war, gab es deshalb Streit (solange sie da ist, darf man ja gar kein Wort sagen, wenn einem etwas nicht passt, sie könnte dann ja meinen, dass nicht IMMER alles rosarot ist), wie ich denn sowas zu dem Kind sagen könnte. Aber genau das meine ich, zu diesem Kind wird dann normalerweise gesagt "na macht doch nichts, komm, ich helfe dir, ein Glas zu suchen" - nur, weil sie zu faul ist, auch in einen zweiten Schrank zu schauen?! Sorry, das kann ich nicht!
Oder ein anderes Beispiel: Mein Partner sagt ihr, dass in ein paar Minuten die Sendung mit der Maus kommt und sie die dann angucken kann. Sie sagt "und der Bello (unser Hund) darf auch mitgucken, wenn er mag". Ich: "ich glaube nicht, dass ein Hund fernsehen will." Sie: "ich kann ihn ja mal Fragen." Ich: "da wirst du aber keine Antwort bekommen". Auch daraufhin bekomme ich schon einen schiefen Blick von meinem Partner. Anscheinend erwartet er wirkich, dass ich ein ernsthaftes "ja, wenn der Bello sagt, dass er fernsehen will, darf er das"-Spielchen mit zu machen. Auch hier: Sorry, ich kann das nicht und ich sehe auch keinen Sinn darin und ich sehe auch kein Problem darin, es dem Kind so zu sagen, wie ich es gemacht habe!
Also läuft es dann meist so, dass ich mich weitestgehend zurück ziehe um nichts Falsches zu sagen oder zu machen.
Dieses Zurückziehen erweckt dann bei mir umso mehr das Gefühl des 5. Rades am Wagen und bei ihm das Gefühl nach "ich will nichts mit seiner Tochter zu tun haben". Was dann auch wieder ein Streit oder Diskussion ausartet, für die wir beide keine Lösung finden.
So also habe ich nun vor den Wochenenden schon das Gefühl einfach nur alles falsch machen zu können: Zurückziehen läuft schief und dabei sein läuft auch schief, weil ich nicht ein Wochenende lang schauspielern kann. Kann also nur schief laufen, also kommen die Bauchschmerzen und das hoffen auf ein schnelles Überstehen des Wochenendes.
Viele von Euch werden jetzt wieder kommen mit dem Thema Eifersucht. Es mag sein, dass dies in gewissem Maße mit dazu spielt, aber dennoch nicht allzu sehr. Ich habe kein Problem damit, wenn mein Partner mit seiner Tochter kuschelt o.ä. es ist ja schließlich sein Kind!
Was mich belastet sind verschiedene Dinge (neben den oben genannten):
Es ist eher die Wut darauf, wie mein Partner in den vergangenen Jahren darauf getrimmt wurde und auch sich selbst darauf getrimmt hat, sich komplett zu verstellen, wenn seine Tochter da ist. Er sagt ja selbst, dass er es merkt, aber er kann einfach nicht aus seiner Haut. Er bemüht sich, Dinge zu ändern, bemüht sich auch, meine Ansichten zu verstehen, aber er kann einfach oft nicht anders. Und auch wenn es unfair ist: ja, das macht mich immer wieder mal wütend.
Dazu kommt dann auch die Wut auf die Mutter der Kleinen. Die zum großen Teil dafür verantwortlich ist, wie er sich verhält. Er ist nunmal mehr oder weniger auf ihr Wohlwollen angewiesen, da sie es ihm theoretisch schwer machen könnte, seine Tochter zu sehen oder seiner Tochter schlechtes über ihn erzählen könnte. Ich kann ihn verstehen, dass er Angst davor hat und das Spielchen in gewissem Maße mitspielt. Aber ich wünsch mir auch so sehr, dass er sich ein bisschen klarer darüber wird, dass die Mutter doch gar kein Interesse daran hat, ihm seine Tochter wegzunehmen oder ihr Schlechtes zu erzählen. Sie ist zum einen doch ganz froh, wenn sie freie Wochenenden hat und Schlechtes würde sie doch schon deshalb nicht erzählen, weil das nicht in die rosa-rote Welt passt.
Ich wünsche mir auch, dass mein Partner verstehen lernt, dass es dem Kind gar nichts bringt, wenn er mit der Mutter dann auch noch auf "Heile Familie" macht. Nimmt man Weihnachten oder den Geburtstag der Kleinen: da fährt er dann hin, setzt sich zur Verwandtschaft der Mutter und macht auf netten Familiennachmittag. Ja, an dieser Stelle mag eine gewisse Eifersucht meinerseits mitspielen, aber dennoch frage ich mich "was soll das denn?". Schon alleine für das Kind wäre es doch viel klarar strukturiert, wenn sie die Feiertage dann eben einmal mit der Mutter-Familie und einmal mit der Vater-Familie erleben könnte. So ist es doch für das Kind immer wieder verwirrend, wenn dann auf einmal auf "Eine Heile Familie" gespielt wird. Wenn ich dran denke, graut mir schon jetzt wieder vor Weihnachten: ich werde wohl alleine bei meinen Eltern sein und er sitzt bei seiner Ex-Verwandtschaft und spielt Familie - Frohes Fest!
Ich könnte hier noch ewig weiterschreiben - wohl ein ganzes Buch füllen - aber ich will Euch das gar nicht zumuten. Wer bis hierhin überhaupt gelesen hat: Danke!
Es tut gut, sich einfach mal ein paar Gedanken aus dem Kopf zu schreiben. Und nach den vielen Beiträgen hier habe ich auch gute Hoffnung, dass mich hier der bzw. die eine oder andere versteht und vielleicht ein paar Dinge nachvollziehen kann.
Vielleicht hat auch sogar jemand von Euch den ein oder anderen guten Ratschalg für mich.
Lieben Dank für's "zulesen" und liebe Grüße an alle da draußen!