Hallo
ich sehe zwei Seiten: Deine und die von der Partnerin des Ex-Mannes. Ich könnte mir vorstellen, dass es so läuft:
Du hast mit deinem Mann und dem Ex-Mann über Jahre feste Strukturen eingerichtet, siehst euch alle als Familie. Dein Ex-Mann hat das wohl auch so akzeptiert. So war es praktisch und normal für alle. Es lief, wie du es dir vorgestellt hast.
Seine Partnerin ist nun hinzugekommen und stand vor diesem festen Gefüge. Sie war jung und ohne Vorbelastungen, wollte etwas Eigenes aufbauen, eigene Strukturen bilden. Sie hatte ganz andere Vorstellungen einer Beziehung.
Die einzige Wahl, die sie aus deiner Sicht hatte: es so zu akzeptieren, eure trotz Trennung weiterhin enge Verbindung hinzunehmen oder nicht dazuzugehören.
Die einzige Wahl, die sie für sich offenbar sah: sich ihren Platz zu erkämpfen, wie sie ihn sich vorstellte. Mit seinem Kind, aber ohne seine Ex.
Die Seite des Kindes kommt hier nicht heraus. Der Tochter sollte es natürlich nicht schlecht gehen mit allem. Was nicht heißt, dass sich der Vater nicht auch ein neues Leben aufbauen kann.
Ich versuche mal, eine andere Seite aufzuzeigen:
Hier gab es keine klaren Fronten, wie sie sich "neue" Partnerinnen in Patchworkfamilien oft wünschen. Der Mann geht bei der Ex weiterhin ein und aus, sie sind eng befreundet, sie bilden, wenn auch mit neuem Mann der Mutter, eigentlich weiterhin eine Familie. Genau das ist aber oft das Problem. Das können viele nicht akzeptieren, wie du hier auch in vielen Threads lesen kannst, es ist ein Nährboden für Eifersucht. Es ist nicht jedermanns Sache, sich derart in Bestehendes unterzuordnen. Ganz wertfrei gesagt übrigens.
Vieles kann sich aber bei dieser Eifersucht zum Besseren wenden, wenn man anders mit den Dingen umgeht. Dein Ex-Mann versucht das anscheinend gerade. Ich unterstelle ihm jetzt mal Gutes und gehe davon aus, dass er es im Sinne seiner Partnerin UND seiner Tochter macht. Aber es ist offenbar nicht in deinem Sinne.
Nun frage ich mich, woher du weißt, dass sie etwa Zustände bekommt, wenn der Vater mit der Tochter kuschelt oder dass sie mit ihr konkurriert. Vielleicht erzählt die Tochter es, vielleicht sogar der Vater. Letzteres wäre ein Vertrauensbruch - dann trüge er Dinge, die in seine Beziehung gehören, nach außen, zu euch. Eigentlich ist es die Sache des Vaters, damit umzugehen und dem gegebenenfalls gegenzuwirken und seine Schlüsse zu ziehen, nicht deine, so sehe ich es.
Das mit dem "Einmischen" in Erziehungsfragen verstehe ich nicht so ganz. Natürlich darf sie als Partnerin des Vaters in dem Maße mitreden, wie er es zulässt. Sie muss ja mit dem Kind in den Tagen, wo sie zusammenleben, klarkommen. Das hat aber doch nichts mit deinen Erziehungsmethoden zu tun, ihr lebt schließlich in zwei Familien. Bei euch gelten vielleicht etwas andere Regeln als bei ihnen, damit kommen Kinder meist ganz gut klar. Angenommen, sie bekämen ein Kind. Dann werden sie ebenfalls ihre ganz eigenen Regeln etc. aufstellen und deine Tochter wird genauso bei ihnen mitleben.
Was erwartest du? Dass er zu dir und deinem Mann hält und nicht zu seiner Partnerin? Ich denke, das ist utopisch. Solange er seine Tochter nicht verstößt und sie in sein Leben mit seiner Partnerin mit einbezieht, geht das aus Kindessicht doch in Ordnung. (Ich bin jetzt mal davon ausgegangen, dass es so ist, denn aus deinen Zeilen lese ich nicht wirklich heraus, dass es deiner Tochter schlecht geht.)
Vielleicht ist es für manche erstrebenswert, dass sich alle Erwachsenen in so einer Konstellation freundschaftlich gut verstehen. Aber sollte das so nicht gehen, lohnt es sich, auch mal über andere Formen des Umgangs nachzudenken. Also etwa, dass das Kind zwischen zwei Familien pendelt. Man kann es auch positiv sehen - so hat es noch eine Anlaufstelle mehr, ein Nest mehr. Vielleicht entkrampft sich dann auch manches aus Sicht der neuen Partnerin und sie geht auch manchen Kompromiss ein.
Das war mal ein Kontrapunkt, vielleicht kannst du ja was damit anfangen.
Liebe Grüße,
apfelzimt