Es war einmal ein kleiner weißer Käse. Weil er so ein lustiges und liebes Gesicht wie ein Teddy hatte, nannten ihn seine Eltern Camembär. Sie hatten ihren kleinen Käse sehr lieb, doch in den Zeiten der großen Unruhen starb der Papa im Krieg gegen das Schinkenland und die Mama grämte sich so sehr darüber, dass sie eines Morgens einfach nicht mehr aufwachte. Der kleine Camembär weinte dicke weiße Tränen, denn nun war er ganz allein auf der Welt. Er rollte sich unter einen dicken alten Baum und schluchzte bitterlich vor sich hin. "Was weinst Du denn so?", hörte er plötzlich eine Stimme von oben. Der kleine Camembär schaute hinauf und entdeckte oben in den Zweigen eine klitzekleine Eule. "Ich bin so traurig, ich habe meine Familie verloren. Nun bin ich ganz allein auf der Welt und keiner hat mich mehr lieb. Aber wer bist Du denn? Ich bin die Eule Roswitha, die kleinste Eule unter den Eulen. Roswitha schwang ihre Flügel und setzte zum Senkflug an. Flatternd landete sie neben dem kleinen Käse. Sei doch noch nicht traurig. Es gibt immer jemanden auf der Welt, der einen liebt. Manchmal muss man nur ein bisschen darüber nachdenken, dann fällt einem bestimmt wieder jemand ein. Hast Du denn keine Verwandte mehr? Oder Freunde Deiner Eltern? Camembär schüttelte den Kopf. Nein, niemanden. Wir leben doch schon seit Ewigkeiten im Schinkenland und alle meine Verwandet wohnen im Käseland. Dann musst Du eben ins Käseland wandern und dort nach Deinen Verwandten suchen!, sagte die Eule Roswitha beharrlich. Komm, ich begleite Dich! Ich habe schon lange wieder mal Lust auf einen Ausflug! So machten sich der kleine Käse und die klitzekleine Eule auf den Weg ins Käseland. Überall mussten sie nachfragen, denn sie kannten den Weg gar nicht. Doch sie trafen auf viele nette Gestalten, die ihnen halfen und immer wieder die Richtung wiesen, wenn sie sich wieder einmal verlaufen hatten. Doch die Reise dauerte viel länger, als sie glaubten. Jetzt war es mittlerweile Abend geworden und noch immer war das Käseland nicht in Sicht. Ich kann nicht mehr, stöhnte Camembär. Ich bin so müde vom vielen Weinen und dem langen Laufen und es ist schon ganz dunkel. Ich fürchte mich! Roswitha beruhigte Camembär, doch auch ihr waren die Flügel schwer und sie hätte so gern ein Schläfchen gemacht. Plötzlich entdeckten die zwei Wanderer ein Lichtlein am Waldrand. Schau einmal, rief Roswitha. Dort ist Licht. Vielleicht ist dort eine Herberge, wo wir übernachten können! Als sie endlich am Waldesrand angelangt waren, sahen sie, dass das Licht aus einem kleinen Mauseloch kam. Huhu, ist da jemand?, rief der kleine Käse. Huhu, wir sind sooo müde. Plötzlich hörten sie ein kleines Rascheln und eine kleine Maus leuchtete mit einer Öllampe in die Dunkelheit. Wer seid ihr? Und was wollt ihr denn? Böse Mäuse und auch Katzen lasse ich gar nicht erst herein! Roswitha und Camembär erzählten der kleinen Maus und diese hatte so großes Mitleid mit ihnen, dass sie Ihnen anbot, bei ihr zu übernachten. Ich habe zwar nur eine kleine Höhle, aber für eine Nacht wird es wohl reichen. Und ihr habt doch bestimmt großen Hunger, wenn ihr den ganzen Tag unterwegs wart!. Die zwei Abenteurer betraten verfroren die kleine Mausehöhle, in der ein Feuer im Kamin flackerte, auf dem Herd dampfte es aus einem großen Topf. Roswitha und Camembär setzten sich vorsichtig auf die kleinen Stühlchen und freuten sich über den heißen Tee, den die Maus ihnen vorsetzte. Ich bin übrigens Martha. Und jetzt bekommt ihr erst mal etwas zu essen. Wie gut, dass ich gerade einen großen Teller von meinem Leibgericht gekocht habe: Püree mit Käse! Der kleine Camembär lachte vor sich hin. Hihi, Du isst Kartoffelpüree? Ich dachte, Mäuse essen nur Käsewürfel? Martha die Maus verdrehte die Augen und schielte in die Luft. Oh, immer dasselbe. Nur weil ich eine Maus bin, kann ich doch Kartoffeln essen! Und es gibt nichts besseres als frisches Püree mit ganz viel geschmolzenem Käse! Und wahrhaftig, es schmeckte vorzüglich. Doch nach dem Essen fielen dem kleinen Käse die Augen zu und auch Roswitha steckte ihr Köpfchen ins Gefieder. Schließlich hatten sie noch eine lange aufregende Reise vor sich.
Doch wie es damit weitergeht, dass erfahrt ihr morgen..